
Historische und aktuelle Postkarten
Als Spiegel der Zeit erzählen Postkarten vom sich wandelnden Geschmack des Menschen, erinnern an Kriegs- und Friedenszeiten. Eine Postkarte vermittelt dem Empfänger das Gefühl, der Absender habe an ihn gedacht, auch wenn nur kurz vermerkt ist: "Herzliche Grüße sendet Dir ... ".
In der Kürze der Mitteilung lag seit ihrer Erfindung der große Vorteil der Karte gegenüber dem Brief. Ein Grund, weshalb die "CorrespondenzKarte" seit etwa 1870 einen beispiellosen Siegeszug angetreten hat. Denn lange Zeit war der Brief die einzige Möglichkeit, einem anderen Menschen schriftlich persönliche Mitteilungen zukommen zu lassen. Der Brief verlangte in seiner äußeren Form langatmige Eingangs- und Endfloskeln - eine Kunst für sich - und wurde somit überwiegend von den gebildeten oberen Schichten genutzt. Für große Teile der Bevölkerung war ein Brief außerdem zu teuer.
Postkarten zeigten die besichtigten Sehenswürdigkeiten
Im Jahr 1872 gab die Post die Verwendung von privat hergestellten Karten zur Beförderung frei, das Format betrug 88 x 144 mm. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens trug zu einer gesteigerten Mobilität der Menschen bei und damit zur Förderung des Tourismus. Die Bildpostkarte war ideal, um Freunden und Bekannten zu zeigen, welche Sehenswürdigkeiten man besichtigt hatte. Ihre Blütezeit erlebte die Ansichtskarte ab etwa 1895.
Zunächst ließen Ansichtskarten wenig Raum für persönliche Mitteilungen, da die Anschriftenseite nach einer postamtlichen Vorschrift nur mit der Adresse beschrieben werden durfte. So wurde auf der Bildseite entweder etwas Platz ausgespart oder einfach in die Abbildung hineingeschrieben. Der Absender musste sich auf kürzeste Mitteilungen beschränken. Ab dem 1. Februar 1905 durfte dann auch die linke Hälfte der Anschriftenseite beschrieben werden.

Künstler-Postkarten, Ortsansichten, Fliegeraufnahmen …
Schon früh wurden Künstlerpostkarten hergestellt, um etwas Besonderes, etwas Wertvolles zu schaffen. Auch für Mitterfelser Motive lassen sich unterschiedliche Künstler finden: Von "K. Fuchs" für die Zeit um 1900 bis zu "Hans Rieser", der 2006 für den Förderverein Freundeskreis Historische Hien-Sölde Mitterfels e.V. zwei Motive zur Verfügung stellte.
In den Ortsansichten von Mitterfels, darunter auch Fliegeraufnahmen, kann das Wachstum der Gemeinde beobachtet werden. Ungewöhnliche und deshalb besondere Ansichten laden zu genauem Hinsehen ein. Das wohl beliebteste und gleichzeitig häufigste Motiv ist der Blick von der Buchberger Seite auf Alt-Mitterfels, zumeist als Hochformat mit Ansicht der Talmühle.

Historischer Ortskern und Burg …
Undenkbar wäre eine Postkartenausstellung mit Mitterfelser Motiven ohne den historischen Ortskern mit der Burgstraße. Die älteste Karte stammt von 1903 und zeigt den Marktplatz.
Besonders beliebt waren durch alle Zeiten Potpourri-Karten, die die Möglichkeit boten, den Daheimgebliebenen durch mehrere Motive ein ausführliches Bild der Sommerfrische Mitterfels zu vermitteln.
Eine weitere große Gruppe thematisiert einzelne Gebäude und Personen oder Personengruppen in Mitterfels. An erster Stelle steht hier die ortsprägende Burganlage. Auch die Kirchen in Mitterfels bilden eine eigene kleine Gruppe. Besonders interessant die Ansicht der evangelischen Hl. Geist-Kirche, die bis heute ihren ursprünglichen Charakter bewahrt hat.

Bayerwald-Bockerl, Bahnhofsrestauration und Waldschwimmbad …
Von größter Bedeutung für die Sommerfrische Mitterfels war ihre Erreichbarkeit, die durch die Eisenbahn garantiert wurde. Zahlreiche Motive zeigen daher auch den Mitterfelser Bahnhof mit Restauration. Viele weitere Gaststätten und Unterkünfte aus Mitterfels lassen sich auf den Ansichtskartenmotiven finden.
Eine eigene Thematik stellen das Waldbad und das Panoramabad dar. Während die Straubinger noch in der Donau baden mussten, besaßen die Mitterfelser schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein Freibad. Das Waldbad wurde 1972 durch das beheizte Panoramabad ersetzt.
Den Markttag und andere Ereignisse zeigt eine weitere Gruppe von Postkarten, darunter auch den Fronleichnamszug von 1913, bei dem die Frauen lange schwarze Trachten trugen.

… und natürlich das Perlbachtal und der Teufelsfelsen

Was aber wäre ein Luftkurort ohne die schöne Natur! Die letzte Gruppe an Postkarten ist deshalb diesem Thema gewidmet.
Der große Erfolg der Postkartenausstellung war Anlass für den Arbeitskreis Heimatgeschichte und die Marktgemeinde Mitterfels in vorliegendem Band Bilder und Themen der Ausstellung dauerhaft für die Nachwelt festzuhalten.
Dank geht an neun Sammler
Gleichzeitig möchten sich die Marktgemeinde Mitterfels und der Arbeitskreis Heimatgeschichte bei allen ganz herzlich bedanken, die zum Gelingen der Ausstellung und zur Realisation des vorliegenden Bandes beigetragen haben. An erster Stelle natürlich 'bei den Leihgebern der Postkarten, die nun auch ihre Zustimmung zur Veröffentlichung ihrer "Schätze" gegeben haben: Elisabeth Aumer, Theo Breu, Christl Jakob, Otmar Kernbichl, Franz Riepl, Reinhard Stolz, Edgar Terne, Claus-Bernhardt Weber und Harry Stretz.
Heinrich Stenzel, 1. Bürgermeister Markt Mitterfels; Elisabeth Vogl und Franz Tosch, Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels e. V. (aus dem Vorwort des Postkartenbuches)
„Ein Ausflug nach Mitterfels“ - Historische und aktuelle Postkarten
Autoren: Elisabeth Vogl und Franz Tosch - Herausgeber: Marktgemeinde Mitterfels und Arbeitskreis Heimatgeschichte, 2009, STOLZDRUCK GmbH
Erhältlich bei Schreibwaren Stolz, Mitterfels, Burgstraße zum Preis von € 17,90