„Von Gestern und Heute – für Morgen“ - Der Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels seit 30 Jahren auf Spurensuche

Version vom 14. September 2025, 07:45 Uhr von Franz Tosch (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Gegründet zur 800-Jahr-Feier in Mitterfels Am 2. Dezember 1994 fand sich eine Gruppe von zwanzig heimatgeschichtlich Interessierten zusammen, um zwei Ideen zu verwirklichen. Aus Anlass der 800-Jahr-Feier von Mitterfels sollte in einer Vortragsreihe ein Bogen von der Vergangenheit zur Zukunft gespannt werden. Und: Man wollte in Archiven nachforschen, aber auch - bevor es zu spät ist - Zeitzeugen erzählen lassen und das Gehörte niederschreiben. Die gep…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Gegründet zur 800-Jahr-Feier in Mitterfels

Am 2. Dezember 1994 fand sich eine Gruppe von zwanzig heimatgeschichtlich Interessierten zusammen, um zwei Ideen zu verwirklichen. Aus Anlass der 800-Jahr-Feier von Mitterfels sollte in einer Vortragsreihe ein Bogen von der Vergangenheit zur Zukunft gespannt werden. Und: Man wollte in Archiven nachforschen, aber auch - bevor es zu spät ist - Zeitzeugen erzählen lassen und das Gehörte niederschreiben. Die geplanten Jahresbände sollten - ohne Abstriche in der Qualität - in moderner Form viele Leser ansprechen. Man wollte mit der eigenen Freude an dem, was sich da entwickelte, auch andere auf „den Geschmack bringen“, sich mit dem Heimatort zu beschäftigen. Beim Namen einigte man sich auf „Mitterfelser Magazin“, weil man damit am besten die Vielfalt der angepackten Themen zum Ausdruck bringen konnte. Wir wollten uns nicht auf historische Beiträge beschränken, sondern vielmehr alle Facetten des Lebens und Geschehens in unseren Gemeinden publizistisch begleiten.

Vorträge und Festschrift der anderen Art

1995 trat der AK Heimatgeschichte zum ersten Mal mit einer Vortragsserie an die Öffentlichkeit, die sich in erster Linie am historischen Ereignis „800 Jahre Mitterfels“ orientierte: „Hexenprozesse im Pfleggericht Mitterfels“ ( Dr. Gerhard Schwertl, damaliger Archivdirektor des Staatsar­chivs Landshut), „Das Kloster Oberalteich – seine Bedeutung für den Mitterfelser Raum“ (damaliger Kreisheimatpfleger Hans Neueder), „Es begann in Kreuzkirchen“ (Franz Wartner), „Die Völkerpforte Kinsachtal“ (damaliger Kreisarchäologe Karl Böhm) waren die Themen. Im Sinne des programmatischen Untertitels des Mitterfelser Magazins „gestern –heute – morgen“ war aber auch ein Vortrag über „Energie für die Zukunft“ (Josef Gold) in der Reihe dabei.

Die erste Nummer des Mitterfelser Magazins (MM) war zugleich Festschrift der 800-Jahr-Feier, eine etwas andere Festschrift, die sich – ganz ohne Werbung und im DIN-A4-Format – mit der Geschichte, mit Denkmalen in Flur und am Weg, mit der großartigen Natur um Mitterfels, mit öffentlichen Einrichtungen und dem Strukturwandel im Ort beschäftigte. Man konnte bei der Nummer 1 – und bei den folgenden Jahresbänden – immer namhafte Autoren gewinnen. Den größten Teil der „Mosaiksteine“ trugen aber die Mitarbeiter des AK Heimatgeschichte zusammen.

Schwerpunkte im MM – Herausgabe weiterer Publikationen

Hatte man selbst im Arbeitskreis zu Beginn Zweifel, ob nicht bald die Themen ausgehen würden bei einer Publikation, die sich mit der engeren Heimat beschäftigt, war man bald überrascht über die immer neuen Ideen aus dem Team selbst oder über die Vorschläge aus dem Leserkreis. Der Vorschlag, in den jeweiligen Jahresbänden Schwerpunkte zu setzen, wurde rasch umgesetzt.

So gibt es keine lückenlosere Darstellung der Mühlenlandschaft an der Menach: An diesem nur 24 Kilometer langen „Perlbach“ wurden einst 17 Mühlen betrieben. Weitere Schwerpunktthemen waren u. a. auch die Bahnstrecke Bogen - Miltach der Bahnlinie Straubing - Cham, die bei Mitterfels auf einer spektakulären Brücke die Menach überquerte. Heute rollen auf der Bahntrasse im Sommer die Räder der Mountainbiker und im Winter wird eine Loipenspur durch eine herrliche Landschaft gezogen. Die strukturelle Entwicklung der Betriebe, die Veränderung in den Orten ist ein anderes Hauptthema der letzten Bände.

Die Beiträge über das Leben in und um die Burg Falkenfels, deren Geschichte Edda Fendl inzwischen ziemlich lückenlos erforscht hat, wurden zu einem weiteren Schwerpunkt. Über die Geschichte der Burg Falkenfels und einzelner Ortsteile sowie über Sossau sind von der gleichen Autorin und dem AK Heimatgeschichte als Herausgeber auch eigene Publikationen erschienen.

Weil die Mitarbeiter ihre Leser zum größten Teil selber kennen oder beim öffentlichen Verkauf beim Pfarrfest in Mitterfels, beim Jakobimarkt in Haselbach oder bei anderen Festivitäten mit ihnen ins Gespräch kommen, dort Anregungen erhalten oder gern auch konstruktive Kritik aufnehmen, entstand allmählich eine sehr positive Kommunikation zwischen den Autoren und ihrer Leserschaft. Eine Erfolgsgeschichte, die sich auch in der Tatsache widerspiegelt, dass viele Bände vergriffen sind und die Anfragen von Sammlern negativ beantwortet werden müssen.

Finanzierungsprobleme

Über der Erfolgsgeschichte des „Mitterfelser Magazins“ hängt trotzdem Jahr für Jahr das Damokles-Schwert der Finanzierbarkeit. Auch wenn alle Vorarbeiten wie das Scannen und Aufbereiten des Bildmaterials, oft auch die Bildrecherche und seit Anfang die Gestaltung des Layouts mit einem professionellen Layout-Programm selbst gemacht werden und nur der eigentliche Druck von der Mitterfelser Druckerei Stolz übernommen wird, übersteigen die Kosten die durch den Verkauf zurückfließenden Einnahmen. Die Auflage ist einfach zu niedrig und aus Überzeugung wird immer noch auf Werbung verzichtet. Bisher konnten jedoch Sponsoren wie die Sparkassenstiftung, die Spendenbereitschaft von Banken, von Firmen (ohne das Ansinnen einer Gegenleistung) und von Privatleuten die Finanzierung sichern.

Bildarchiv und Internetpräsenz

Neben der Herausgabe des Mitterfelser Magazins arbeitet der AK Heimatgeschichte Mitterfels fortlaufend an seinem elektronischen Bildarchiv. Auf mehrere tausend digitalisierte Fotos, Abbildungen und weiteres Archivmaterial kann inzwischen zurückgegriffen werden. Das Manko: Dieses „Gedächtnis“ ist auf privaten Computern gespeichert und wartet darauf, in einem Gemeinde- oder Landkreisarchiv mit einem professionellen Programm archiviert und dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Hier war die Marktgemeinde Mitterfels gefordert. In diesem Jahr (2025) hat sich nun eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, die nach Auslotung verschiedener Möglichkeiten dieses gesplittete „Gedächtnis“ in einer von der Marktgemeinde verwalteten „Cloud“ sammelt. Bürgermeister Andreas Liebl, die Pressereferentin Sandra Bauer (Marktgemeinde) und Mitglieder des AK Heimatgeschichte, die Vorsitzende Elisabeth Vogl, Bernhard Puls, Franz Tosch und als „Spiritus Rektor“ Marktgemeinderat Stefan Hafner (ebenfalls AK-HG-Mitglied) sind mit von der Partie. Zugleich ist ein auf Wikipedia basierendes Format in Arbeit, in dem Beiträge online gestellt werden, die alle Facetten des Lebens und Geschehens in Mitarbeit beleuchten. Es soll noch 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Seit 2008 ist der AK Heimatgeschichte auch im Internet präsent. Angedacht war ein Konzept, das dem Besucher eine Informationsplattform für Kultur in all ihren Erscheinungsformen, eine Art kulturelle, nicht-kommerzielle, unabhängige Online-Zeitung bietet, die wir (nach unseren bescheidenen Möglichkeiten) ständig aktualisieren. Der Benutzer findet Hinweise auf AK-eigene und andere interessante Veranstaltungen, Veranstaltungsberichte, Nachrichten, Meldungen, Blogs zu heimat- und zeitgeschichtlichen Themen, zu Kunst, Literatur, Musik und vielem mehr. Die großartige und schützenswerte Natur unserer Heimat ist uns ein weiteres großes Anliegen.

Zusätzlich veröffentlichen wir immer wieder auch eigene Beiträge aus unseren Publikationen, v. a. aus den Jahresbänden des Mitterfelser Magazins, oder weisen auf Texte darin hin. Als neuestes Projekt werden die (zumeist vergriffenen) Jahresbände des MM digitalisiert. Inzwischen sind die ersten 15 Magazine als Digitalisate online. Während sich das Mitterfelser Magazin thematisch mit allen Facetten des Geschehens unserer Verwaltungsgemeinschaft Mitterfels (Ascha, Falkenfels, Haselbach und Mitterfels) und der näheren Heimat auseinandersetzt, blicken wir auf unserer Webseite auch über diesen Tellerrand hinaus – in den gesamten Raum unserer ostbayerischen Heimat.

Im Nebeneffekt entsteht so auch ein kulturelles Archiv, zu dem der Besucher mit einem gut funktionierendem Suchprogramm Zugriff hat. Wir arbeiten eng zusammen mit mitterfels-online, das seinen Focus auf Mitterfelser Themen richtet.

Projekte – Vorträge - Exkursionen

Der AK Heimatgeschichte Mitterfels beteiligte sich u. a. bei den Regional-Tagen des Landkreises in Ascha (2004) und Mitterfels (2008) und mit einer Vortrags- und Führungsreihe bei den Festlichkeiten „800 Jahre Bayerische Rauten“. Man betrachtete dieses Ereignis nicht als bloße Bogener Angelegenheit aus einer gut-nachbarlichen Sicht, sondern fühlte sich selbst „betroffen“, war doch die Mitterfelser Burg Ministerialsitz der Grafen von Bogen.

Ein Projekt lag dem Team des AK Heimatgeschichte besonders am Herzen. Zusammen mit dem Bayer. Wald-Verein, den Kirchengemeinden und der Marktgemeinde Mitterfels initiierte man Ende April 2005 die Aufstellung eines Gedenksteins für die Opfer des KZ-Todesmarsches. In den letzten Kriegstagen 1945 trieben SS-Schergen viele KZ-Gefangene aus Flossenbürg in Richtung Oberbayern. Allein in der Gemeinde Mitterfels kamen 24 von ihnen auf unmenschliche Art um. Zuerst im Friedhof Mitterfels beigesetzt wurden sie 1958 in den KZ-Friedhof Flossenbürg umgebettet. Das Ehrenmal aber verschwand spurlos. Die neue Gedenktafel, an einem schlichten Granitstein angebracht, sollte Erinnerung und Mahnmal gegen jede Gewalt wo immer in der Welt sein. Dass sich viele Jugendliche einbinden ließen und die Anteilnahme der Bevölkerung groß war, zeige, dass sich sinnvolles Engagement lohne, so der 1. Vorsitzende des AK Heimatgeschichte Mitterfels.

Teamarbeit war auch bei der Vor- und Aufbereitung einer Ausstellung historischer und aktueller Postkarten im Juni 2008 und der Publikation „Ein Ausflug nach Mitterfels - Historische und neue Postkarten“ angesagt, dem bisher zeitaufwändigsten Projekt des AK Heimatgeschichte. 1400 einzelne Postkarten aus fünf dem AK Heimatgeschichte zur Verfügung gestellten Sammlungen mussten gesichtet, thematisch und zeitlich geordnet, eingescannt und mit erklärenden Texten versehen werden. Für die Ausstellung im Burgmuseum Mitterfels wurden daraus 249 Karten ausgewählt und mit finanzieller Hilfe der Gemeinde eine Ausstellungsarchitektur geschaffen. Elisabeth Vogl, Archäologin und Kunsthistorikerin, entwickelte das Ausstellungskonzept. An einem lauen Sommerabend am 30. Mai 2008 konnte die Ausstellung mit einer Vernissage im Burghof eröffnet werden.

Eine Reihe von weiteren Projekten und eine Vielzahl von Exkursionen und Vorträgen hatte das Ziel, das Interesse der Bevölkerung für die eigene Geschichte zu wecken, beispielsweise mit einer Einladung zu einem historischen Spaziergang durch den alten Ortskern von Mitterfels, bei dem verschiedene Begleiter an den historisch bedeutenden Stellen Geschichte lebendig werden ließen.

Eine regelmäßig alle zwei Monate am zweiten Montag stattfindende Veranstaltung über zwei Jahre hinweg war eine Gesprächsrunde mit wechselnden Themen wie Toleranz, Energie der Zukunft, Schaffung eines Archivs, Heimat, Brauchtum, Sprachverhunzung oder Literatur im Bayerischen Wald sei noch erwähnt. Als Moderator konnte Herbert Becker gewonnen werden. Die Gesprächsrunde richtet sich an alle an den Themen oder am „Dischkerieren“ in der guten Stube der Historischen Hien-Sölde Interessierten.

Team „Heimatgeschichte“

Der von den 13 Gründungsmitgliedern gewählte Name Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels war bewusst und überlegt ausgesucht worden. Man wollte gemeinsam als Team Projekte angehen, sich gegenseitig bei der Arbeit in Archiven unterstützen und Ergebnisse bei der heimatgeschichtlichen Spurensuche austauschen. Diese Art der Zusammenarbeit änderte sich auch nicht, als nach 15 Jahren an der AK-Spitze der Generationenwechsel von Franz Tosch zu Elisabeth Vogl erfolgte.

30 Jahre AK Heimatgeschichte Mitterfels: Für einen Verein in der Verwaltungsgemeinschaft Mitterfels, in der es einige 100-Jährige gibt, kein Alter. Der AK Heimatgeschichte sieht sich auch keineswegs in Konkurrenz zu anderen Vereinen, ist vielmehr unterstützender Chronist und gern Partner bei kulturellen Veranstaltungen.

Dass das Auftreten als Arbeitsgemeinschaft auch von anderen so gesehen wird und Anerkennung findet, freut die Mitglieder des AK natürlich: Der AK Heimatgeschichte Mitterfels wurde als Team mit dem Kulturpreis 2019 des Bayerischen Waldvereins und 2024 mit dem mit 5.000 Euro dotierten Kulturpreis der Sparkassenstiftung Niederbayern-Mitte ausgezeichnet.